‘Similia similibus curentur!’ - ‘Ähnliches werde mit Ähnlichem geheilt!’
Wie kam er darauf?
Hahnemann war bei der Übersetzung eines Buches auf die Behauptung gestoßen, dass die Chinarinde Wechselfieber heilen könne, weil sie den Magen stärke. Das konnte er nicht so stehen lassen.
Er unternahm einen Selbstversuch und schluckte ein Stück Chinarinde. Danach entwickelte er, obwohl ganz gesund, Symptome des Wechselfiebers. Also: nicht in der magenstärkenden Wirkung liegt die heilende Wirkung auf das Wechselfieber, sondern in der Kraft der Chinarinde,ähnliche Symptome zu erzeugen!
Diese Erkenntnis darf man getrost als die Geburtsstunde der Homöopathie bezeichnen.
Hahnemanns besondere Leistung bestand nun darin, seinen genialen Gedanken mit ungeheuer viel Fleiß und Ausdauer umzusetzen.
"Wähle, um sanft, schnell, gewiß und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden für sich erregen kann, als sie heilen soll. " So formulierte er sie in seinem Hauptwerk "Organon der Heilkunst" das Ähnlichkeitsgesetz.
Welches ähnliche Leiden, welche Symptome erzeugt denn nun eine bestimmte Arznei?
Dazu brauchen wir Versuche. Experimente an gesunden Versuchspersonen, die die Arzneien einnehmen,die Wirkungen an sich beobachten und sie genau aufschreiben.
Einen solchen Versuch hat übrigens wahrscheinlich jeder von uns schon mal gemacht! Denken sie ans letzte Schälen von Zwiebeln: wie sind da die Tränen gelaufen und die Nase. Wenn sie dieses Experiment fortgesetzt hätten, stünde uns das Vollbild einer schweren Erkältung oder eines Heuschnupfens vor Augen. In der Tat ist die Allium cepa , die Küchenzwiebel, eine Arznei für bestimmte Formen des Heuschnupfens und anderer Atemwegserkrankungen.
Oder zu viel Kaffee: wer kennt es nicht, wie er wach liegt, die Gedanken davon hüpfen, Herzklopfen, Schweiß etc..
Daraus folgt:Kaffee kann für eine bestimmte Form der Schlaflosigkeit das Heilmittel sein. Aber ! nur für eine bestimmte Form der Schlaflosigkeit.
Es ist durchaus einen Versuch wert z.B. vor einem Urlaub, falls sich durch freudige Erregtheit Schlaflosigkeit einstellt, den Finger in etwas Pulverkaffee zu stecken und abzulutschen. Oftmals kann man durch diesen Trick besser schlafen.
So einfach funktioniert also Homöopathie.
Man nimmt ein Mittel das ähnliche Symptome erzeugen kann, wie die, die ich habe, und schon bin ich gesund.
Im Prinzip schon- aber auch hier haben die Götter vor den Preis den Schweiß gesetzt.
Wie funktioniert eine homöopathische Behandlung?
Durch ein Gespräch unter vier Augen, die so genannte Erstanamnese erstellt der Homöopath ein individuelles Krankheitsbild des Patienten. Denn jeder Mensch erlebt und erleidet seine Krankheit anders. Und genau darauf kommt es an: ein genau passendes Mittel für den jeweiligen Menschen zu finden. Das heißt,nicht den Menschen an die Arznei anzupassen (meist mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden), sondern die Arznei an den Menschen.
Das Gespräch dauert meist mehr als eine Stunde. Der Homöopath hat meist auch noch eine Menge Fragen, z.B. was man gerne isst, was man träumt, wie man auf Wetter reagiert oder auf Ärger.
All das dient dazu, die eigenen Reaktionsmuster herauszufinden und mit einem der vielen homöopathischen Mittel zu vergleichen. Je tiefer und umfassender die Ähnlichkeit ist, desto tiefer und umfassender der Heilungsprozess, der damit angestoßen wird.
Wir haben es hier also noch einmal zusammengefasst mit einem Dreiklang zu tun zwischen:
- Ähnlichkeitsgesetz
- Arzneiversuch am Gesunden
- Individuellem Krankheitsbild
Somit kann die Homöopathie für sich in Anspruch nehmen, die erste experimentell gestützte arzneiliche Therapie überhaupt zu sein.
Was hat es jetzt mit den so genannten Potenzen, den hohen Verdünnungen der Arzneien auf sich? Hahnemann arbeitete zu Anfang mit unverdünnten Arzneien. Um aber die Giftwirkung mancher Mittel wie Tollkirsche o.ä. zu mildern, fing er an, sie zu verdünnen. Und siehe da: sie wirkten sogar noch besser!
Die hohen Verdünnungen, deren Wirkungen sich die moderne Wissenschaft bis heute nicht erklären kann, ist reines Erfahrungswissen und nicht Ergebnis esoterischer Spekulation. Diese hohen Potenzen wirken auch bei Kleinkindern, Bewußtlosen oder Tieren. Man muss also nicht daran glauben, damit es wirkt.
Die Homöopathie ist eine seit 200 Jahren bestehende Therapieform, die schon immer einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt hat. Sie entwickelt sich weiter und ist mittlerweile auf der ganzen Welt verbreitet. Vor allem bei chronischen Beschwerden bietet sie die Möglichkeit nachhaltiger Besserung oder Heilung an.